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Von Auschwitz zum Kultfood
Kurz vor Ende des Schuljahres haben sich einige Schüler aus der 11. Klasse dazu entschlossen, ihre zweite Reise im Juni anzutreten. Diesmal hieß das Ziel nicht Amsterdam, Budapest, Oslo oder Pula, sondern: Krakau.
Chamäleon

Damit verbinden viele automatisch die tragischen Ereignisse des Holocaust und das KZ Auschwitz. Dies sollten auch die Themen der Fahrt sein, doch von Anfang an wurde gesagt: keine Trauerfahrt, eine Bildungsfahrt soll es sein.

Von Auschwitz...

Gestartet sind wir am Montag, den 24.6.2019. Der erste Tag wurde durch die Anreise und kurzes Entdecken der Innenstadt gefüllt. Am nächsten Tag besuchten wir die wahrscheinlich wichtigste Gedenkstätte des Holocaust in Europa, das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Eine Polin führte uns bei einer deutschsprachigen Führung durch Auschwitz I, wobei sie viel über die Geschichte des Lagers und die Lebensbedingungen der Häftlinge sprach. Besonders beeindruckend waren die Sammlungen der persönlichen Gegenstände der Insassen. So waren beispielsweise hunderte Kämme, Koffer und Kleidungsstücke ausgestellt, sowie zwei Tonnen Menschenhaar, welches den Gefangenen damals entfernt und teilweise auch verkauft wurde. Wir liefen durch Baracken und Keller, in denen Häftlinge durch den Zwang zu Stehen, Dunkelheit oder Hunger gequält wurden. Wir hielten inne an einer Stelle, an der unzählige Insassen hingerichtet wurden. Wir standen an dem Balken, an dem die Menschen gehängt wurden. All diese Erlebnisse beeindruckten uns sehr. Mich persönlich hat die Geschichte der Kinder am meisten ergriffen, da an ihnen auch medizinische Experimente durch einen Arzt namens Mengele durchgeführt wurden. Sogar vor diesen unschuldigen Geschöpfen machte das Regime damals nicht Halt.

Der erste Teil der Führung war geschafft. Mit einem Bus fuhren wir nach Auschwitz II, auch Auschwitz-Birkenau genannt. Dieses Vernichtungslager war mit fast 200 Hektar bedeutend größer als das Stammlager, was wir zuvor besichtigt hatten. Bei über 30 Grad in der prallen Sonne konnte man trotzdem nicht ansatzweise das Leid nachempfinden, was die Häftlinge damals in sich trugen. Aufgrund der Hitze dauerte die Führung nur circa eine halbe Stunde. Wir sahen uns die Baracken der Frauen an. Die Enge und die Vorstellung, wie viele Menschen in so einem Haus leben mussten, bedrückten uns. Als die polnische Frau erzählte, dass zu Aufseherinnen ernannte weibliche Häftlinge meist noch grausamer waren als die Nazis selbst, machte sich Unverständnis breit. Schließlich hatten die Frauen alle dieselbe Ausgangssituation und waren nur durch Zufall auf eine höhere Position gehoben wurden. Man fragt sich ja manchmal, ob man als Deutsche oder Deutscher in Ländern wie Polen, in denen durch die Nationalsozialisten viele Menschen starben, auch automatisch noch als mitschuldig betrachtet wird. Unser Guide machte klar: wir tragen die Verantwortung für die Gegenwart, nicht für die Vergangenheit. Mit aller Kraft soll verhindert werden, dass so etwas noch einmal passiert, denn: – um mit dem Zitat eines ehemaligen Häftlings abzuschließen - „Menschen brauchen Liebe, keinen Krieg.“.

Am Dienstag beschäftigten wir uns mit einem Vorbild, welches aus dem Holocaust hervorging: Oskar Schindler. Schon vor der Fahrt sollten wir uns durch den Film „Schindlers Liste“ genauer mit dieser Persönlichkeit auseinandersetzen. Er war ein Mann, welcher den Krieg nutzen wollte, um reich zu werden. Seine Schindlerfabrik, welche Emaillewaren für die Front herstellte, wurde nach und nach zum Hoffnungsträger der Juden in Krakau. Sie erhielten dort mehr Nahrung und wurden wie normale Personen behandelt, nicht wie Untermenschen. Als Juden mehr und mehr in das Konzentrationslager gebracht werden sollten, wurde die berühmte Liste Schindlers verfasst, welche Namen von Arbeitern enthielt. Diese wurden wegen ihrer „kriegswichtigen Arbeit“ bei Schindler verschont. So rettete er rund 1200 Menschen das Leben. Von seiner Geschichte wird in der ehemaligen Schindlerfabrik berichtet, auch dort hatten wir eine deutschsprachige Führung.

Nach dem Besuch einer Fotoausstellung im jüdischen Viertel Krakaus fand noch ein Zeitzeugengespräch statt, mit einer Frau, die 1941 im jüdischen Ghetto geboren wurde. Ihr Vater hatte durch seine Anstellung bei Oskar Schindler einige Vorteile, sodass die Familie überleben konnte. Als sich die Situation der Juden in Krakau verschlechterte, floh sie zusammen mit ihrer Mutter durch die Kanalisation. Durch bestimmte Umstände musste sie schließlich getrennt von ihrer Mutter bei einer Pflegefamilie aufwachsen und wurde katholisch erzogen. Mit Ende des Krieges entstand schließlich ein Streit um das Sorgerecht, nachdem ihr leiblicher Vater aus dem Krieg wiedergekehrt war. Ihr ganzes weiteres Leben war dadurch geprägt, vor allem weil es ständig Streit aufgrund ihrer anerzogenen Konfession gab. Die Frau sagte allerdings, dass sie dennoch keinen Hass gegen die Deutschen hege und sogar mehrmals unser Land besucht habe. Allerdings sprach sie auch von Bekannten, die durch den Verlust ihrer Identität aufgrund der Nationalsozialisten einen tiefen Hass gegen Deutschland empfinden würden. Ihr sei es deshalb wichtig, ihre Geschichte mit anderen Menschen zu teilen. Durch eine Dolmetscherin wurden uns die Antworten dieser beeindruckenden Frau mitgeteilt, die nie die Freude am Leben verloren hat.

Um jene Kultur noch genauer kennenzulernen, beendeten wir den Tag mit einem Abendessen in einem jüdischen Restaurant. Dort wurden uns vielfältige koschere Spezialitäten serviert, sodass jeder einmal von allem probieren konnte.

Da wir alle restlichen Programmpunkte schon am Mittwoch besucht hatten, stand der Donnerstag zu unserer freien Verfügung. Einige entschlossen sich aufgrund der Hitze ein Hallenbad zu besuchen. Dort gab es allerlei Rutschen, Whirlpools und andere Wasseraktivitäten. Der Kontrast zu den vorherigen Tagen war deutlich zu spüren. Für mich persönlich hatte diese Krakaufahrt zwei Extreme: Reflexion des Vergangenen und Nachdenklichkeit standen spaßigen Restaurantbesuchen und Abenden gegenüber.

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Deshalb nun zum fröhlichen und genussvollen Teil. Fest steht: In Krakau kann man an den richtigen Stellen wahnsinnig gut und günstig essen. Dies war eines der Hauptfazits, welches ich aus der Freizeit mitgenommen habe. Hier also zwei Restaurant-Empfehlungen, für den Fall, dass einer von euch mal nach Krakau fährt.

Als erste Anregung möchten wir euch das gemütliche Restaurant namens „Chata“ empfehlen. In unserem Fall lag es genau auf dem Weg vom Hostel zur Innenstadt und fiel durch seine ausgestellte Speisekarte auf, inklusive Bildern. Kurz durch die Fenster geguckt und schon saßen wir zu acht auf den mit Fell belegten Holzbänken. Das Licht war gedämmt, hier und da standen ein paar Kerzen. Die Speisekarte war übersichtlich und trotzdem war für jeden etwas dabei. Bei den Getränken ist besonders das Bier gemischt mit Ginger Ale hervorzuheben, was uns die Kellnerin wärmstens empfohlen hatte. Aber mit Himbeersaft schmeckt es auch ganz gut. Ein kulinarisches Highlight war die Vorspeise mit frittiertem Käse und Fruchtmarmelade. Auch die Gulaschsuppe, welche im frisch gebackenen Brotkesselchen serviert wurde, ist hervorzuheben. Bei den Hauptspeisen schwärmte jeder von seiner eigenen. Nach ausführlichem gegenseitigem Probieren stand allerdings fest: das Schnitzel ist phänomenal (da würde sogar die eigene Oma etwas neidisch drauf werden). Satt und selig – mit Kosten unter 15 Euro pro Person – ging es zurück in die Unterkunft.

Was wir am nächsten Tag entdeckten, war eine Offenbarung. Wir waren so begeistert, dass wir gleich zwei aufeinanderfolgende Tage im Lokal „Orzo“ mit dem Slogan „People Music Nature“ einkehrten. Auf dem Weg Richtung Innenstadt nach dem Besuch von Schindlers Fabrik wurden wir auf das sehr modern wirkende Gebäude aufmerksam. Nach anfänglichem Sitzen im Freien wurde es uns doch zu warm, sodass wir uns nach drinnen begaben. Zum Glück! Nur dort konnten wir das schöne Ambiente bestaunen, welches durch eine Mischung aus Pflanzen, Licht und Industrieelementen charakterisiert wurde. Auch an der Karte ließ sich das Umweltbewusstsein ablesen, so gab es beispielsweise Zero-Waste-Produkte und den Verweis darauf, dass zum Schutz des Regenwaldes kein Palmöl benutzt wird. Nun aber zum Wichtigeren: Als Getränke sind besonders die selbstgemachten Limonaden und der Hibiskus-Eistee hervorzuheben. Angenehm süß, fruchtig und frisch. Die Spezialität dieses Restaurants sind Burger und so wurden davon auch jede Menge an unserem Tisch bestellt. Ein Bürgermenü kostete dabei zwischen 7,50 und 9 Euro und bestand aus dem Burger (logischerweise), Pommes, einem Mayonaise-Knoblauch-Dip und einem Salat aus Reis, Avocado und Ähnlichem. Wir kamen aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus, wieder wurden quer über den Tisch Kostproben verteilt. Ein Favorit war schließlich der Cheesy Peasy Burger, welcher mit Käsesoße und Nachos verfeinert war. Doch damit nicht genug, wir wollten noch etwas Süßes. Da die Desserts nicht auf der Speisekarte aufgelistet waren, fragten wir den Kellner. Daraufhin kam er mit einer kleinen Dessertplatte wieder, auf der sich Käsekuchen mit Salted-Caramel-Soße, ein Glas mit geschichteten Früchten und Mascarpone und ein Schoko-Brownie befanden. Mit großen Augen bestellten wir, jeder Nachtisch war mindestens einmal auf unserem Tisch vertreten. Der Brownie stellte sich als wahres Schlemmerdessert raus, denn er wurde frisch zubereitet, war innen noch flüssig und mit einer Eiskugel on top verfeinert.

Dieses Restaurant war natürlich etwas teurer als das Chata, jedoch beliefen sich die Kosten auf unter 20 Euro pro Person. Der nochmalige Besuch am nächsten Tag bestätigte unseren Eindruck: das war das beste Lokal, in dem wir jemals essen waren.

Man sieht also, für uns hatte diese Fahrt zwei Gesichter. Dadurch bot sie natürlich auch viel Abwechslung und in den fröhlichen Stunden wurde auch ab und zu über die prägenden Eindrücke der Ausflüge geredet. Es war eine rundum gelungene Reise und durch die gute Organisation unserer Lehrer Frau Kaldune und Her Kellner wurde es ganz klar zu einer Bildungsfahrt, keiner Trauerfahrt. Hoffentlich werden die zukünftigen 11. Klassen auch die Möglichkeit haben, diese Erfahrungen zu sammeln.